Von Josef Pfriemer
Josef, Sepp oder Fini bedeutet den Mitgliedern des Josefivereins Essenbach mehr als nur einen Namenstag. Darüber unterhielten sich auch die sechs "Seppen" zum wiederholten Male, als sie am 21.7.1995 im Biergarten des Gasthauses Wimmer zusammen saßen und die Idee geboren wurde, einen Josefiverein zu gründen.
Dies geschah dann am 20. Oktober 1995 mit der Gründungsversammlung, zu der sich 20 Josefs und Josefinen einfanden. Man beschloss, den 19. März in Essenbach wieder zu einem Feiertag zu machen. War doch der Josefitag bis 1968 in Bayern ein gesetzlicher Feiertag.
In jungen Jahren war man mit seinem Vornamen nicht immer so glücklich, doch zwischenzeitlich trägt jedes Mitglied seinen Namen wieder voller Stolz. So beschloss man dann auch, den Namenstag des Schutzpatrons des Hl. Josefs wieder wie früher zu feiern, denn der Namenstag war früher wichtiger als der Geburtstag (an dem man sowieso immer nur an das Altern erinnert wird).
Der heilige Josef machte um sein Wirken kein großes Aufsehen, umso erstaunlicher ist es, dass er als Schutzpatron der ganzen Kirche in vielen Ländern der Welt gilt. Außerdem ist er Patron der Ehepaare, der Arbeiter, der Handwerker, der Ingenieure, Erzieher, Pioniere, Reisenden und Sterbenden.
Er wird angerufen bei Augenleiden, Verzweiflung, Not und für einen guten Tod. Und es gibt noch genügend Argumente, unseren Namenstag wieder gebührend zu feiern, denn wenn Traditionen nicht mehr gelebt werden, geraten sie schnell in Vergessenheit.
So feiern der Verein und seine Mitglieder vom 9-Jährigen bis zum 95-Jährigen den Namenstag am 19. März, zwischenzeitlich bereits zum 30. Male wieder mit großem Programm und teilweise auch mit Funk und Fernsehen. Der Tag beginnt mit einem Standkonzert am Rathausplatz, dann marschiert man mit der Blaskapelle zur Kirche, wo man den Gottesdienst mit einer Schubertmesse und der Blaskapelle selbst gestaltet. Anschließend geht es mit Musik durch den Markt zu der Gaststätte, in der die weltliche Feier stattfindet. Dort bekommt jedes Mitglied, finanziert durch den Vereinsbeitrag von 15 €, Weißwürste, Brez’n und Weißbier serviert. Die musikalische Umrahmung der Feier gestaltet bereits zum 28. Male die Roßbachtaler Blaskapelle und so lässt man dann den Namenstag im Laufe des Nachmittags ausklingen.
Um die Gesellschaft auch während des Jahres zu pflegen, findet jeden 3. Freitag eines Monats ein Stammtisch statt. Außerdem unternimmt man gemeinsame Fahrradtouren und Betriebsbesichtigungen. An Fronleichnam beteiligt man sich mit der von der Landjugend getragenen und vom Josefiverein (J. Pfriemer gesponsert) renovierten Josefifigur. Somit ist der Verein mit seinen knapp über 100 Mitgliedern aus dem Markt und den umliegenden Landkreisen zu einem festen Bestandteil im Vereinsleben des Marktes geworden.
Als Initiator, Gründungsvorstand und Vorsitzender des Vereins seit Anfang, erteile ich gerne weitere Auskünfte über den Verein, wie auch meine Vorstandskollegen Josef Hanglberger, Josef Kolbeck und Josefine Kroyer. Wir laden ganz herzlich die vielen noch unentschlossenen Josefs und Josefinen im Markt und in der Umgebung zu einem unserer Stammtische ein, um sich so ein kleines Bild unserer gemütlichen Gemeinschaft zu machen.
Vor kurzem trafen sich im Gasthaus Wimmer 21 Josefs und Josefinen zur Gründung des Josefi-Vereins. Der Initiator der Gründungsversammlung, Josef Pfriemer, zeigte sich überrascht von dem großen Interesse. Er erläuterte den Anwesenden, wie die Idee zur Gründung des Vereins bei einigen "Sepp’n" entstanden sei.
Der Initiator meinte, daß der Josefitag bei der Bevölkerung Altbayerns und Schwabens immer noch in hohen Ehren stehe. Man schreibe allerdings den Namen Josef oder Josefa nicht mehr so oft in den Taufschein. Der Grund liege vielleicht darin, daß die oberbayerischen "Seppl'n" für vieles hätten erhalten müssen. Das sei nicht immer zum Vorteil des guten altbayerischen Rufes gewesen. Das "Seppltum", die "Seplhose", der "Sepplhut" und die ganze pseudofolkloristische "Sepplgaudi" hatten gutes Volkstum oft in Verruf gebracht.
Joseph selbst sei ein hebräischer Name. Der Namenspatron, der Heilige Joseph, stammte aus dem Hause Davids, ein Sohn Jakob. Joseph, der Zimmermann, verlobt mit Maria, habe in Nazareth, Galiläa gelebt, sei der Pflegevater Jesu. Auch ein deutscher Kaiser habe den Namen Joseph getragen, nämlich Joseph II., Sohn von Maria Theresia und Mitregent bis 1780, deutscher Kaiser von 1765 bis 1790 und österreichischer Herrscher von 1780 bis 1790. Als aufgeklärter Fürst habe er viele Reformen durchgeführt: Er habe die in den böhmischen Ländern noch bestehende Leibeigenschaft aufgehoben, Spitäler und Waisenhäuser gegründet, und das "Toleranzpatent" erlassen, welches den Protestanten und den Juden freie Ausübung ihrer Religion gestattet habe. Seine Reformen stießen allerdings auf starken Widerstand und seien noch vor seinem Tode zum Teil widerrufen worden.
Anschließend berichtete Josef Pfriemer, daß es in Deutschland bisher erst zwei Josefi-Vereine gebe. Der größte bestehe in Schwandorf seit 1874, bereits also seit 121 Jahren mit über 300 Mitgliedern aus aller Welt. Einen weiteren Verein gebe es in Klardorf, Kreis Schwandorf.
"Da auch wir sehr viel von Tradition halten", meinte J. Pfriemer unter Bestätigung aller Anwesenden, "werden wir unseren Namenstag am 19. März wieder richtig feiern". Gemeinsam wolle man, wie mit Pfarrer Heindl bereits besprochen, zur Kirche gehen, ein Amt feiern und anschließend einen Frühschoppen veranstalten. Außerdem wolle man sich jeden dritten Freitag eines Monats zu einem Stammtisch im Gasthaus Wimmer treffen. Nächstes Treffen sei am Freitag, 17. November, woran die, die den Namen Josef oder Josefine trügen, teilnehmen könnten.
Die Versammlung beschloß dann einen Monats- bzw. Jahresbeitrag. Anschließend trugen sich alle Anwesenden als Gründungsmitglieder ein. Die Wahl der Vereinsvorstandschaft brachte folgendes Ergebnis: Der Initiator Josef Pfriemer wurde zum Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Josef Ammer jun., Kassenwart Josef Hundhammer sen., Schriftführer Josef Hundhammer jun., Vergnügungswart Josef Trellinger. Sämtliche Vorstandsmitglieder wurden einstimmig gewählt. Sie bedankten sich bei den Anwesenden für das ihnen entgegengebrachte Vertrauen.
Aufgrund der erfolgten Vereinsgründung hat das Interesse an einer Mitgliedschaft in dem neuen Verein in den letzten Tagen rapide zugenommen. Aus diesem Grund können sich Interessierte weiterhin bei Josef Pfriemer melden. Er gibt Auskunft über die Ziele und Aktivitäten des Josefi-Vereins.