Joseph von Nazaret, stammte aus dem Geschlecht Davids. Er lebte in Nazareth als Zimmermann.
Nachdem er sich mit Maria verlobt hatte, geschah an ihr das Geheimnis der wunderbaren Empfängnis. Joseph wollte Maria wegen ihrer vermeintlichen Untreue in der Stille verlassen, doch im Traume über das Geheimnis unterrichtet, führte er Maria heim, ohne aber die eheliche Gemeinschaft mit ihr aufzunehmen.
Nach der Geburt zu Bethlehem gab er dem Kind den Namen Jesus und floh nach der Darstellung im Tempel mit Maria und dem Kind nach Ägypten. Nach dem Tod des Herodes kehrte er zurück und ließ sich in Nazareth nieder.
Als Jesus zwölf Jahre alt war, pilgerte Joseph mit seiner Familie zum Osterfest nach Jerusalem. Zwischen dieser Wallfahrt und dem öffentlichen Auftreten von Jesus wird Joseph gestorben sein, da er in den Evangelien nicht mehr genannt ist.
Das Bild, das die Legenden von Joseph zeichnen, ist wertlos, hat aber seine Darstellung in der christlichen Kunst wesentlich beeinflusst: Sicher zu Unrecht erscheint Joseph durchweg als älterer Mann, ja als hinfälliger Greis. Im Orient wird die Verehrung Josephs früher deutlich als im Westen.
Ein Martyrologium von der Reichenau um 850 erwähnt ihn erstmals.
Bernhard von Clairvaux, die Mystik und die Theologie des ausgehenden Mittelalters beginnen sich mit seiner Stellung in der Heiligengeschichte zu beschäftigen. Erst 1479 wurde sein Fest in das römische Brevier aufgenommen.
Joseph von Nazaret wird dargestellt mit Jesuskind, Lilie, Wanderstab, Zimmermannsgeräten.
Joseph von Nazaret ist
Für "Joseph" sind auch folgende Namen gebräuchlich:
Joseph, Josef, Beppo, Josefine, Fine, Finny, Giuseppe, Joe, José, Josefa, Jupp, Pepi, Peppi, Sepp.
Diese Daten stammen von hier.
Die Damischen Ritter im schwäbischen Aichach haben 1985 hochoffiziell eine Königlich-Bayerische Josefs-Partei aus der Taufe gehoben. In ihrem verrauchten Vereinslokal ganz oben im alten Städtturm forderten sie die Wiedereinführung des 1968 in Bayern abgeschafften Feiertags an Josefi. Die skurrile Parteigründung war keine Eintagsfliege, die Josefs-Partei blüht und gedeiht mit heute 6 500 Mitgliedern in Bayern und im Saarland, wo es schon lange einen Ableger gibt.
Ähnliche Bestrebungen werden übrigens aus Italien und Südtirol berichtet. 2005 weihte man in Königsbrunn bei Augsburg einen wunderhübschen Josefsbrunnen ein, mit einer ökumenischen Feier. 2007 bekannte sich der damalige bayerische Finanzminister Erwin Huber zur immerwährenden Koalition der CSU mit der Josefspartei und zu seiner Doppelmitgliedschaft: In der Josefspartei hat er die Mitgliedsnummer 6 666. Wie es einer von einem biblischen Handwerker behüteten Gemeinschaft geziemt, hat sie mit dem einstigen Chef der SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, aber auch einen waschechten weißblauen Sozi in ihren Reihen.
Ein merkwürdiges Phänomen. Mit zärtlicher Liebe hängen die Menschen an einem Zeitgenossen Jesu, der innerhalb der Heiligen Familie die undankbarste Rolle besetzt hält, in der Bibel ein Schattendasein führt und in der Kirche Magazin zum Wochenende erst im neunten Jahrhundert einigermaßen populär geworden ist. In künstlerischen wie bäuerlichen Krippendarstellungen wirkt er oft wie ein Statist: Der berühmte Freiburger Schnewlin-Altar zeigt respektlos einen Josef, der während der Anbetung der Heiligen Drei Könige schläft.
Ein armseliges Handwerkerleben
Die Zurückhaltung vieler Künstler und Krippenbauer entspricht allerdings exakt der sparsamen biblischen Überlieferung. Josef ist keine interessante Gestalt für die Evangelien. Wir finden nichts über die Familienstrukturen im Haus zu Nazaret, kein Psychogramm seiner Beziehung zu Maria oder zu seinem Sohn. Nur die knappe - wiewohl tiefsinnige - Auskunft, er sei gerecht gewesen (Mt 1, 19).
Kein Wort darüber, was er bei der gefährlichen Wanderung mit der hochschwangeren Maria nach Betlehem empfand und bei der Geburt seines Sohnes im elenden Stall. Kein Wort über seine Gefühle, als die Familie im Schutz der Dunkelheit nach Ägypten fliehen musste.
Eine leise Andeutung allenfalls zwölf Jahre später, als der kleine Jesus im Jerusalemer Festtrubel verloren ging und im Tempel wieder auftauchte, altklug mit den Schriftgelehrten diskutierend. Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht, hielt ihm Maria vor (Lk 2, 48). Es ist das letzte Mal, dass Josef in den Evangelien erwähnt wird. Bei der Hochzeit zu Kana, als Jesus ins Licht der Öffentlichkeit tritt, ist er offenbar bereits Halbwaise.
Josef, der Mann im Hintergrund. Stets verfügbar, schweigend, klaglos seine Pflicht erfüllend. Josef, der typisch gläubige Jude, der auf den Messias wartet und auf Gott horcht: Was der von ihm will, das tut er, ohne viel zu fragen. Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen (Mt 1,20). Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten (Mt 2,13).
Nie lesen wir davon, dass er seine Abstammung aus dem Geschlecht des Königs David hervorkehrte, aus dem einst der Messias kommen sollte. Dabei hätte ihn sein armseliges Handwerkerleben leicht verführen können, sich in die verflossene Herrlichkeit des Davidsreiches wegzuträumen und die triste Wirklichkeit hinter der Fassade eitler Selbstüberschätzung verschwinden zu lassen.
Josef war ja bestimmt kein hoch geachteter Schreinermeister oder Kleinunternehmer, wie wir uns das heute gerne vorstellen. Zum einen hatte das Zimmererhandwerk im Orient ein sehr schlechtes Prestige, zum ändern konnte im kleinen Nazaret wohl kaum ein spezialisierter Schreiner existieren. Josef wird sich und seine Familie mit einer Reihe handwerklicher Arbeiten und ein paar Schafen oder Rindern mühsam über Wasser gehalten haben; vermutlich hat er Wiegen und Särge gezimmert, Hacken und Milchkübel zurechtgehämmert, brüchiges Mauerwerk instand gesetzt, Türen eingehängt und wurmstichige Pflüge gerichtet.
In der Geschichte Gottes mit den Menschen kommt dem kleinen Sargtischler und Gerätereparateur aus dem unbedeutenden Nest Nazaret freilich eine überragende Bedeutung zu. Gemeinsam mit Maria geht er den Menschen auf dem Pilgerweg des Glaubens voran.
Weil er aber aus seiner Rolle kein Drama macht, darum spricht sein stilles Leben eine unüberhörbare Sprache. Er tut, was notwendig ist, ohne viel zu reden und sich selbst zu bespiegeln. Er ist stark im Glauben, weil er ein waches Ohr für Gott hat und zupackt, wenn von ihm verlangt wird. Diskussionen sind gut, aber es gibt auch die Gefahr, das Notwendige zu zerreden und sich an Gottes lästigen Forderungen vorbei zu mogeln.
Josefs respektvolles Verhältnis zu Maria
Respekt vor dem schlichten Alltag lässt sich von Josef lernen und der Mut, einfach seine Pflicht zu erfüllen und sich nicht in fruchtlose Träume von jenem eigentlichen Leben zu flüchten, das erst richtig Sinn machen würde - und natürlich unerreichbar ist. Alternativen zu überlegen und Neues auszuprobieren ist gut, aber allzu bequem wäre es, die Gegenwart zu verachten und nur noch von einer fernen Zukunft zu schwärmen.
Josef scheint sich nicht danach gesehnt zu haben, seine Werkstatt zu verlassen, durch Palästina zu wandern und Werbung für den Messias zu machen. Aber vielleicht ist das Zeugnis viel schöner, das ihm Papst Johannes Paul II. ausstellte: Dank seiner Werkbank, an welcher er sein Handwerk zusammen mit Jesus ausübte, brachte Josef die menschliche Arbeit dem Geheimnis der Erlösung näher.
Und: noch eine zeitlose Botschaft enthält dieses scheinbar spurlos vorübergegangene Leben: Worauf es in der Partnerschaft zwischen Frau und Mann wirklich ankommt, ist die Einheit der Herzen (Augustinus). Oberflächlichen Betrachtern mag die Beziehung zwischen Maria und Josef als unglückliche Konstruktion erschienen sein. Denn wie peinlich muss es für den nicht gerade vom Schicksal verwöhnten Davidsspross gewesen sein, als publik wurde, dass seine Verlobte schwanger war, ohne dass er eine Ahnung davon hatte!
Aber Josef war ein Gerechter, und die sind immer auch barmherzig. Statt also groß empört zu tun, beschloss er, sich in aller Stille von Maria zu trennen, um sie nicht bloßzustellen. Wenn die Bibel Recht hat, kam es dann anders. Der Engel Gottes veranlasste Josef, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen und die Vaterrolle zu übernehmen.
Bereits am Anfang also schonende, behutsame Liebe statt des gekränkten Stolzes, den man eigentlich erwartet hätte. Es ist ein anderes Verhältnis zur Frau, als es die Geschichte der patriarchalischen Welt bis heute bestimmt: partnerschaftlich, respektvoll, lernfähig. Josef will nicht besitzen, sondern beschützen. Vor diesem Hintergrund gab ein unangepasster Pionier wie der Breslauer Theologieprofessor und Volksschriftsteller Joseph Wittig (1926 wurde er exkommuniziert) Josef den Ehrennamen des ersten neuen Mannes. Wittig über das Ehe-Elend unserer Tage: Nur der Geist Gottes habe das Recht auf einen Menschen, kein Mensch kann einen anderen Menschen zu Eigen und Besitz machen.
In der Ostkirche, vor allem in Ägypten, wurde Josef schon früh verehrt und besungen: Freue dich, du gerechter Josef, und lobe den Herrn! Freue dich, denn das Leben liegt an deiner Brust! Im Westen hingegen wird er anfangs an den Rand gedrängt; er erscheint als unbequeme Figur, als Bedrohung für den Gottessohnmythos. Erst um 850 wird er im Martyrologium des Inselklosters Reichenau erwähnt, und von da ab fördern die Franziskaner und charismatische Reformer wie Bernhard von Clairvaux oder Teresa von Avila kräftig seinen Kult. Sein Fest wurde für den 19. März anberaumt, an dem die alten Römer Minerva gefeiert hatten, die Göttin der Handwerker.
Bezeichnend, wie sich das Image des heiligen Josef in der bildenden Kunst und in den mittelalterlichen Weihnachtsspielen wandelt. Dort tritt er anfangs als tollpatschiger, seniler Hahnrei zum Gaudium des Publikums auf: Im Stall von Betlehem niest er so ungeschickt, dass er das Licht auslöscht, er lässt den Brei für das Jesuskind anbrennen und will ihm aus seinen durchlöcherten Hosen eine Windel machen. Was allerdings schon die Vorstufe für eine erheblich sympathischere Rolle auf Altarbildern und Buchillustrationen des Spätmittelalters ist: Hier gibt Josef den fürsorglichen1 Familienvater, der Feuer macht, ein Süpplein kocht und das Badewasser für das Knäblein vorbereitet.
Die Aufwertung Josefs zum Heiligen und Schutzpatron
Hochkarätige Theologen haben den Stimmungsumschwung herbei geschrieben - allen voran der 1429 gestorbene Johannes Gerson, Kanzler der Universität Paris, der unermüdlich Werbung für den heiligen Josef als Schutzherrn der Kirche getrieben hat. Später, zur Zeit der Gegenreformation, sind es die Habsburgerkaiser, die Josef zu ihrem Hausheiligen machen und zu einem himmlischen Vorbild für ihr leutselig-patriarchalisches Herrschaftsverständnis.
Die Barockkunst zeigt Sankt Josef schließlich auf den Wolken thronend, auf dem Arm das segnende Jesuskind, das seinerseits die Weltkugel im Händchen hält. Bald tauchen auch Bilder auf, die Jesus, von Engeln assistiert, seinen Pflegevater krönen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hat ihn schon längst die Volksfrömmigkeit liebgewonnen als den durch seine intime Beziehung zum Jesuskind und zur Gottesmutter ausgezeichneten himmlischen Helfer. Bruderschaften verehren ihn als Patron der Handwerker und Reisenden, der Eheleute und Sterbenden.
Die Päpste der Neuzeit haben den Bräutigam Mariens ebenso geschickt aufgewertet wie ehedem die Habsburgerkaiser. Pius IX. proklamierte ihn im Dezember 1870 - kurz zuvor hatten Italienische Truppen den Kirchenstaat besetzt - zum Schutzpatron der ganzen Kirche. Johannes XXIII. machte ihn zum Patron des Zweiten Vatikanischen Konzils und fügte seinen Namen in das Hochgebet der Messe ein. Pius XII. hatte 1955 auf Vorschlag katholischer Gewerkschafter den traditionsreichen 1. Mai, den internationalen Tag der Werktätigen, zum Fest des Arbeiterpatrons Josef erklärt. Was natürlich als Signal gegen klassenkämpferische Ideen gedacht war.